Von Beginn an
Von Beginn an universell angelegt, war und ist die Sammlung des Kupferstich-Kabinetts offen für Werke aller Zeiten und Länder und wurde in diesem Sinn beständig erweitert. Dabei hatten die Sammlungsverantwortlichen stets ein waches Auge für die Kunst ihrer Zeitgenossen und bewiesen bei den Erwerbungen oft besonderen Weitblick. Viele der zum Zeitpunkt ihrer Erwerbung zeitgenössischen und noch unbekannten Werke zählen heutzutage zu den besonderen Schätzen und stehen gleichrangig neben solchen, die bereits als Meisterwerke in die Sammlung gekommen sind. Exemplarisch seien druckfrische Radierungen des damals noch wenig bekannten Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) genannt, die im 18. Jahrhundert angekauft wurden. Ein weiteres Beispiel für die Erwerbung direkt vom Künstler sind die Arbeiten Adrian Zinggs (1734–1816). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts förderte der damalige Direktor Max Lehrs (1855–1938) Kunstschaffende auch unmittelbar, etwa Max Klinger (1857–1920) oder Käthe Kollwitz (1867–1945). Im Kunsthandel erwarb Lehrs zeitgenössische französische Grafik, darunter zahlreiche Werke von Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901). Diese Offenheit für die zeitgenössische Kunst prägt den Bestand bis heute und bildet die Grundlage für das Selbstverständnis des Kupferstich-Kabinetts als einer nicht nur bewahrenden, sondern auch der Gegenwart verpflichteten Institution.