schwarze Schrift auf weißem Untergrund
© SKD, Foto: Andreas Diesend

Heinrich von Kleist. Hegenbarth und Baumhekel

1810/11 veröffentlichte Heinrich von Kleist (1777-1811) zwei Bände mit Erzählungen, die zu Lebzeiten des Autors formal und inhaltlich auf Unverständnis stießen, heute hingegen zur Weltliteratur gerechnet werden. Schriftsteller wie Künstler setzten sich mit den Texten auseinander, so auch Josef Hegenbarth (1884-1962) und Thomas Baumhekel (*1963). Ihr gemeinsames Interesse an ostasiatischer Kunst erlaubt es, diese beiden sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen in einer Ausstellung zusammenzuführen.

  • Laufzeit 18.11.2018—14.04.2019

Kleist

Josef Hegenbarth, dem als Illustrator keine Textvorlage zu dramatisch, zu grotesk sein konnte, forderten Kleists eigenwillige sprachliche Bilder bereits 1943 zu einer 33 Tuschezeichnungen umfassende Folge heraus. Die Buchillustrationen, die erst 1988 veröffentlicht wurden, sind nicht nur Visualisierungen der Handlung, sondern lassen bereits in den frühen 1940er Jahren Hegenbarths Streben nach Kompositionen erkennen, die den Sprachrhythmus des Textes aufgreifen. Es ist vor allem der souveräne Umgang mit dem Zeichengerät, der Hegenbarth als einen Kenner der fernöstlichen Kunsttechniken ausweist.

Zeichnung
© VG-Bildkunst 2018, Foto: Herbert Boswank
Josef Hegenbarth, Illustration zu Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili, Erzählungen, 1943

Baumhekel

Seinen vignettenhaften Pinselzeichnungen stehen Thomas Baumhekels großformatige Schriftblätter aus dem Jahr 2014 gegenüber, die auf japanischen Übersetzungen des ersten Satzes jeder Erzählung Heinrich von Kleists basieren. Bereits seit den 1990er Jahren setzt sich der Künstler schreibend mit der Form und Bildhaftigkeit von sprachlichen Zeichen auseinander. Das dichte Schriftbild dieser bisher nur in Japan gezeigten Arbeiten spiegelt Kleists gedrängte Satzkonstruktionen, der Duktus variiert entsprechend der Assoziationen, die seine Wortwahl bei Baumhekel hervorruft.

schwarze Schrift auf weißem Untergrund
© SKD, Foto: Andreas Diesend
Thomas Baumhekel, Das Erdbeben in Chili, 2014 Tusche auf Papier

Kleist

Kleists Texte haben auch heute noch gesellschaftspolitische Sprengkraft. Seine Erzählungen werfen grundlegende Fragen zum Verhältnis von Individuum und Staat, Rassismus und Geschlechterbeziehungen auf. Von literarischen Aussagen, mit denen er in "Die Verlobung von St. Domingo" Rassenstereotypen wiedergibt, distanzieren wir uns ausdrücklich.

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