Bitte beachten Sie: Der Besuch des Studiensaals des Kupferstich-Kabinetts ist nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter 0351/4914 3207 möglich.
Kupferstich-Kabinett
Blätter, die die Welt bedeuten: Im Kupferstich-Kabinett gibt es Kunst auf Papier in ihrer ganzen Vielfalt zu entdecken. Neben den namensgebenden Kupferstichen gehören dazu Zeichnungen, Aquarelle, Radierungen, Lithografien sowie illustrierte Bücher, Plakate und Fotografien. Sowohl die Qualität als auch der Umfang der Bestände von über eine halbe Million Werke sichern dem Dresdner Kupferstich-Kabinett seinen Rang unter den weltweit bedeutendsten Museen seiner Art.
Eintrittspreise
Der Eintritt in den Studiensaal ist kostenfrei, Voranmeldung erbeten unter 0351- 4914 3221 oder kk.studiensaal(at)skd.museum
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Unter den mehr als zwanzigtausend vertretenen Künstlerinnen und Künstlern finden sich herausragende Alte und Neue Meister wie Lucas Cranach der Ältere, Albrecht Dürer, Caspar David Friedrich, Henri de Toulouse-Lautrec, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz und Pablo Picasso, aber auch Zeitgenossen wie Gerhard Richter und Wolfgang Tillmans. Die Auswahl beschränkt sich nicht auf Künstler aus dem europäischen Raum: Sogar japanische, chinesische und indische Werke sind Teil der Sammlung, die acht Jahrhunderte bis in die jüngste Gegenwart umspannt.
Andrea Mantegna, Kampf der Meeresgötter (linke Hälfte), Mitte 1470er Jahre (?)
Kupferstich, Kupferstich-Kabinett
Text
Der Schatz ist gewichtig, doch zeichnen sich die einzelnen Blätter gerade durch ihre Leichtigkeit aus. Diese ist eine besondere Qualität von Kunst auf Papier als einfach transportables und relativ erschwingliches Bildmedium. Mit ihr konnten Bildideen auf Reisen gehen und Künstler überall und unabhängig von Auftraggebern zur Tat schreiten. Rembrandt etwa verewigte seine Frau "Saskia im Bett" um 1635/36 auf einem postkartengroßen Blatt. Dabei hatte er kein Gemälde im Sinn, sondern wollte die intime Szene um ihrer selbst willen festhalten - im Lauf seines Lebens fertigte er gut 100 solcher tagebuchartiger Notizen seiner Familie.
Rembrandt Harmensz van Rijn, Saskia im Bett, um 1638
Feder und Pinsel in Eisengallustinte, laviert, weiße Kreide
Kunst auf Papier ist besonders schutzbedürftig. Das fragile Material kann nur bedingt dem Licht ausgesetzt werden, andernfalls würde es vergilben und verblassen. Daher präsentiert das Museum in thematischen Wechselausstellungen eine Auswahl an Arbeiten in seinen Ausstellungsräumen im Obergeschoss des Residenzschlosses.
Piet Mondrian, Farbentwurf für den Wohnraum Ida Bienert, Froschperspektive, 1926
Deckfarben, Tusche; 37,6 x 56 cm
Studiensaal
Für die vielen nicht ausgestellten Blätter gibt es eine besondere Lösung: Bis auf wenige Ausnahmen können sich Besucher*innen auf Bestellung einzelne Blätter im öffentlich zugänglichen Studiensaal des Kabinetts vorlegen lassen. Bei der Auswahl helfen die Mitarbeiter*innen des Studiensaals, die Online Collection – oder man lässt sich einfach von der parat gehaltenen Vorauswahl überraschen.
Rembrandt Harmensz van Rijn, Saskia im Bett, um 1638
Feder und Pinsel in Eisengallustinte, laviert, weiße Kreide
Meisterwerke
Rembrandt
Rembrandt zeichnete seine Frau Saskia von Uylenburgh, mit der er seit 1634 verheiratete war, mehrfach in häuslicher Umgebung. Das Blatt zeigt Saskia aus nächster Nähe in ihrem Alkoven sitzend. Ihr Blick ist aufmerksam auf den Betrachter gerichtet.
Kitagawa Utamaro, Zwei Schönheiten an der Bambusjalousie, um 1795
Farbholzschnitt mit Glanzdruck
Meisterwerke
Kitagawa Utamaro
Das äußerst seltene Blatt gehört zu einer Dreierfolge von Darstellungen, die jeweils zwei Mädchen durch unterschiedliche „Nebelgewebe“ getrennt zeigen. Hier sieht man eine vornehme, reich gekleidete und aufwendig frisierte junge Dame hinter einer halbtransparenten Bambusjalousie und davor eine schlichter ausstaffierte zweite junge Frau, vermutlich ihre Dienerin. Der technisch sehr raffinierte Druck zeigt den Frauendarsteller Utamaro auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
Diese vielleicht berühmteste Darstellung des ersten Menschenpaares in der Graphik entstand im Jahr vor Dürers zweiter Reise nach Italien. Sie sollte ihm vermutlich als ‚künstlerische Visitenkarte‘ dienen und belegt eindrucksvoll Dürers stecherische Meisterschaft und selbständige Aneignung des klassischen Figurenideals der Renaissance. Mit diesem Kupferstich zog der Künstler eine Summe aus seinen langjährigen Studien zur menschlichen Proportion. Dabei dienten ihm zwei antike Skulpturen als Prototypen: der „Apoll vom Belvedere“ (Vatikan) und die „Venus Medici“ (Florenz, Uffizien).
Das Thema der Stammeltern bot sich an, um die Idealfiguren von Mann und Frau beispielhaft in Szene zu setzen, besaßen doch Adam und Eva vor dem Sündenfall noch ihre überzeitliche Schönheit und Makellosigkeit.
Niederländisch, Studienblatt mit sieben Frauenfiguren, Mitte 15. Jh.
Silberstift auf kreidegrundiertem Papier
Meisterwerke
Niederländisch (?), Sieben Frauenstudien
Die bemerkenswerte Silberstiftzeichnung vereint sieben Frauenfiguren in unterschiedlichen Ansichten, an denen Haltung, Kleidung und Haartracht weiblicher Modelle um 1440-1450 studiert sind. Weder sind die Dargestellten noch der Zeichner namentlich bekannt, doch schmälert dies nicht die herausragende künstlerische Qualität des Werks, das im 19. Jahrhundert noch Jan van Eyck zugeschrieben wurde. Selten im Corpus früher altniederländischer Zeichnungen ist die frische Unmittelbarkeit der Auffassung, das Vorhandensein von geringen Pentimenten (sogenannten Reuezügen, also kleinen Korrekturen) und zugleich der lebendige Duktus, die alle für eine Studie nach der Natur sprechen.
Henri de Toulouse-Lautrec, Elles. La Clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O), 1896
Lithographie in 5 Farben
Meisterwerke
Henri de Toulouse-Lautrec
Toulouse-Lautrec hatte sich Mitte der 1890erJahre intensiv mit der Thematik der Pariser Halbwelt und der Bordelle auseinandergesetzt. Seine Darstellungen vom Milieu im Vergnügungsviertel am Montmartre, insbesondere seine Plakate, machten ihn als Künstler der "Belle Époque" um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bekannt. In vielen Gemälden, Zeichnungen und Lithografien stellte er in groß angelegten figürlichen Szenen sowie in porträthaften Einzeldarstellungen das rege Treiben einer bunt gemischten Gesellschaft in den Cafés und Cabarets, den Ateliers und Galerien, den Konzertsälen, Salons und Tanzlokalen dar. Zur Online Collection
Adolph von Menzel, Auf dem Boden sitzender alter Mann, 1883/84
links weitere Studien, schwarze Kreide und Graphit
Meisterwerke
Adolph von Menzel
Die Skizzenbücher dreier Reisen, die Menzel 1881, 1882 und 1883 nach Verona führten, und über 100 Einzelblätter bilden den zeichnerischen Fundus für die Vorbereitung des 1884 vollendeten Gemäldes „Piazza d’Erbe in Verona“, eines der Hauptwerke des Künstlers. Zusammen mit weiteren Studien zu dem Bild und anderen Menzel-Zeichnungen kam die mit einer Kopfstudie und zwei Fuß-Studien kombinierte Modellstudie eines am Boden sitzenden Steineklopfers schon zwei Jahre nach ihrer Entstehung in die Sammlung. Seit dem Krieg war das Blatt vermisst, konnte jedoch 1994 aus dem Londoner Kunsthandel zurückerlangt werden. Das Gemälde, das die Figur in variierter Form und seitenverkehrt ganz im Vordergrund in der Gruppe der auf dem geschäftigen Marktplatz werkelnden Pflasterarbeiter zeigt, wurde dann 1905 für die Dresdner Gemäldegalerie erworben.
Bernardo Bellotto, Dresden vom linken Elbufer oberhalb der Augustusbrücke (Die Hofkirche), 1748
Radierung
Meisterwerke
Bernardo Bellotto
Dresdens barocke Prachtbauten – wer kennt sie nicht? Im 18. Jahrhundert sorgten vor allem Bernardo Bellottos druckgrafische Veduten dafür, dass Frauenkirche, Hofkirche, Zwinger & Co. internationale Berühmtheit erlangten. Und berühmt wurden auch die Darstellungen selbst: Dank ihrer virtuosen Ausführung sind die großformatigen Radierungen Kunstwerke ersten Ranges. Im Verlauf seiner Tätigkeit in der Residenzstadt hat der Künstler über 20 derartige Ansichten von Bauensembles in Dresden und Umgebung geschaffen. 1748 entstand diese Ansicht Dresdens vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke. Am rechten Rand erkennt man das Residenzschloss, in dem heute das Kupferstich-Kabinett seinen Sitz hat.
Wolfgang Tillmans, Kate with broccoli, 1996
Fotografie, C-Print
Meisterwerke
Wolfgang Tillmans
Tillmans dokumentierte mit seiner Kamera in einer neuen, unaufgeregten, ungesehenen Form das Lebensgefühl junger Subkulturszenen, in denen er zu Hause war, so dass seinen Aufnahmen nie etwas Voyeuristisches anhaftet. Dass er einem ›Shooting‹ für die American Vogue zustimmte, erklärt sich aus seiner einzigen Bedingung, mit Kate Moss arbeiten zu wollen, dem einzigen der ›Vogue class models‹, das ihn auch affektiv berührt. In der hier gezeigten Aufnahme setzt er sie in einer Orgie aus roten Farbtönen in Szene. Offen bleibt, ob sie sich als Opfer oder Täter präsentiert. Es spricht für die subversive Qualität von Wolfgang Tillmans Fotografien, dass aus dem ›sitting‹ nie eine Modestrecke für die einflussreichste Modezeitschrift der Welt wurde. Seine Auswahl von fünf Aufnahmen, zu der auch dieses Motiv gehört, widersprach dem gängigen Schönheitsideal des Journals.
Hermann Glöckner, Rot und weißgeteiltes Quadrat unter Blau, um 1930-1932
Seite A und B, Tempera, Pappe, nicht lackiert
Meisterwerke
Hermann Glöckner
Die frühe Tafel gehört zu dem seit 1930 entstandenen sogenannten Tafelwerk Glöckners. Mit dieser geschlossenen Werkgruppe, die als eigenständig entwickelte Kunstgattung bezeichnet werden kann, arbeitete der Künstler rein konstruktiv-abstrakt. Mithin stellt das Tafelwerk einen bedeutenden Beitrag zur internationalen Strömung der Konkreten Kunst dar.
Das Tafelwerk diente Glöckner als „autodidaktischer Reihenversuch“ zur Auslotung seiner künstlerischen Arbeit und der damit verbundenen kreativen Systematisierung von Material- und Formfragen. Die im Format standardisierten Rohlinge der beidseitig bemalten oder beklebten Pappen fertigte der Künstler in einem aufwändigen Herstellungsprozess selbst. Hierdurch avancieren die Tafeln zu dreidimensionalen Objekten, die Glöckner bewusst ohne Rahmen und zur beidseitigen Betrachtung und Bewegung im Raum konzipierte.
Georg Baselitz, Ohne Titel, 1967
Farbholzschnitt von 3 Stöcken, Stiftung Annemarie und Günther Gercken
Meisterwerke
Georg Baselitz
Die sitzende, an einen Baum gelehnte Figur gehört zu dem Sujet des „Neuen Typs“, das Baselitz seit 1965 beschäftigt. Dargestellt ist ein in Melancholie versunkener „Typ“, dessen Körper in Taillenhöhe zweigeteilt ist. Der Oberkörper wird von einer Baumscheibe getragen, darauf ruht vor ihm liegend ein Hund. Der Unterkörper sitzt hingegen auf dem Boden. Als optisch verbindendes Element zwischen den Körperteilen fungiert der Baumstamm, daneben schwebt die abgetrennte linke Hand. Auf der Suche nach dem autonomen Bild unter Beibehaltung des Gegenständlichen arbeitete Baselitz seit 1966 verstärkt mit dem kompositorischen Element der Fraktur, bevor er dann 1969 zur Motivumkehr fand. Bei den Clair-Obscur-Holzschnitten geht es ihm nicht um die technische Perfektion, sondern er experimentiert mit dem unkalkulierbaren Moment der Verschiebung, das jeden Abzug zu einem Unikat werden lässt.
Ausstellungsliste
Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden