helle Wand mit drei gerahmten Kupferstichen
© SKD, Foto: Alexander Peitz

Seitenblicke

Am Kupferstich-Kabinett läuft derzeit ein Katalogisierungsprojekt zu den italienischen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts, das durch die Getty Foundation im Rahmen der Initiative „The Paper Project: Prints and Drawings Curatorship in the 21st Century“ großzügig gefördert wird.

In der Ausstellung „Anselmi bis Zuccari. Meisterzeichnungen der Sammlung Hoesch zu Gast“ sind einige Blätter aus dem betreffenden Bestand zu sehen. Ergänzend präsentieren wir in einem eigenen Bereich der Schau wechselweise einzelne Werke oder Werkgruppen. Sie geben Einblicke in den Forschungsstand und eröffnen zugleich weitere Querverbindungen zu den ausgestellten Zeichnungen.

Bild

Detailaufnahme von Kupferstichen
© SKD, Foto: Alexander Peitz
Installation view of the exhibition "Anselmi to Zuccari. Master Drawings from the Hoesch Collection"

SEITENBLICKE #5

Zeichnen für Druckgrafik?
24.08.–11.09.2022

Die letzte Staffel dreht sich um Jacopo Negretti gen. Palma il Giovane (Venedig um 1550–1628 ebd.), den produktivsten Zeichner im Venedig des 16. Jh. Die hier gezeigten, ursprünglich anderen Künstler zugeschriebenen Zeichnungen wurden erst in jüngster Zeit (wieder) mit Palma in Verbindung gebracht. Sie stehen mehr oder weniger in direktem Zusammenhang mit Druckgrafiken. Joseph und die Frau des Potiphar steht einer Vorzeichnung Palmas für die Radierung Venus und Adonis von Giacomo Franco sehr nahe. Mönche in einer Landschaft wurde vor Kurzem als Vorstudie für die erste Bildtafel in der Erbauungsschrift von Paolo Bozzi Tebaide Sacra erkannt. Eine wohl niederländische Radierung nach Palmas Federzeichnung Mars und Venus, von Vulkan überrascht zeigt, wie die Künstlerkompositionen über Länder und Medien hinweg wandern konnten.

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Jacopo Palma il Giovane, Joseph und die Frau des Potiphar, 16./17. Jh.
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Jacopo Palma il Giovane, Joseph und die Frau des Potiphar, 16./17. Jh.

SEITENBLICKE #4

Zärtlich ist die Nacht
03.08.–22.08.2022

Bereits im antiken Griechenland galt die Darstellung einer Frau mit zwei schlafenden Kindern als Personifizierung der Nacht mit ihren beiden Söhnen, dem Tod und dem Schlaf. Auf den hier gezeigten Werken sind diese allegorischen Figuren vor einer weiten Landschaft unter einem Sternenhimmel zu sehen. Die rechteckige Zeichnung gilt als Vorstudie von Annibale Carracci (Bologna 1560–1609 Rom) zu einem 1602/3 entstandenen Gemälde (heute in Chantilly, Musée Condé). Die Francesco Albani (Bologna 1578–1609 ebd.) zugeschriebene, rundformatige Fassung und die Druckgrafik von Francesco Bartolozzi (Florenz 1727–1815 Lissabon) beweisen die Beliebtheit des Motivs.

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Francesco Albani, zugeschrieben, nach Annibale Carracci (?), Allegorie der Nacht, frühes 17. Jh.
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Francesco Albani, zugeschrieben, nach Annibale Carracci (?), Allegorie der Nacht, frühes 17. Jh.

SEITENBLICKE #3

Im Rahmen bleiben
13.07.–01.08.2022

Zur dritten Staffel stellen wir drei Beispiele von historischen Schmuckrahmen bzw. Sammlermontierungen vor. Neben Hinweisen auf die Zuschreibung bieten sie Einblicke in die Provenienz und der Wertschätzung der Zeichnungen. Die schlichten in Dunkelbraun, aquarellierten Einfassungslinien, die die zwei kleinen Engel eines unbekannten Meisters umgeben, sind auf die Sammlung Van Parijs zurückzuführen; bei der von einem Nachfolger Paul Brils angefertigten Gebirgslandschaft, stellt sich die Frage, ob der Schmuckrahmen aus dem berühmten Libro dei Disegni von Giorgio Vasari stammen könnte. Bisher konnte man den Sammler, der einen knienden Mönch mit einem in schwarzer Tinte und blaugrauer Aquarellfarbe gezeichneten Rahmen versah, nicht identifizieren.

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Unbekannt, Kniender Mönch (Der hl. Franziskus empfängt die Stigmata?)
© Kupferstich-Kabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Unbekannt, Kniender Mönch (Der hl. Franziskus empfängt die Stigmata?)

SEITENBLICKE #2

Amici ritrovati
29.06.–11.07.2022

Die zweite Staffel dreht sich um Amico Aspertini (Bologna 1473/75–1552 Bologna), dessen Werke einen komplexen, eklektischen Stil aufweisen und den Manierismus antizipieren. Einen Eindruck davon vermitteln die vier hier vorgestellten Zeichnungen die sich sowohl technisch als auch in ihrer Themenwahl sehr unterscheiden: ein Liebeskampf und eine Liebesszene zwischen Nereide und Triton, vier nackte Männer und eine Opferszene. Alle vier Blätter sind unter den Namen anderer Künstler in das Kupferstich-Kabinett gelangen und wurden später oder erst kürzlich Aspertini zugeschrieben.

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Amico Aspertini, Vier nackte Männer in verschiedenen Stellungen, um 1521
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Amico Aspertini, Vier nackte Männer in verschiedenen Stellungen, um 1521

SEITENBLICKE #1

Pontormo! Pontormo?
10.06.–27.06.2022

Die erste Staffel dreht sich um Jacopo Pontormo (Pontorme 1494–1557 Florenz), einem Hauptvertreter des Florentiner Manierismus. Mit der kraftvollen Studie eines knienden Mannes für den Ruffillo-Altar besitzt das Kupferstich-Kabinett ein frühes Hauptwerk im großen zeichnerischen Œuvre des Künstlers. Daneben stellen wir zwei Figurenstudien eines heiligen Bartholomäus sowie eines Rückenaktes vor, bei denen die Urheberschaft Pontormos in jüngerer Zeit bezweifelt bzw. neu vorgeschlagen wurde.

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Jacopo Pontormo, Kniender Mann, um 1514
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Jacopo Pontormo, Kniender Mann, um 1514

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